Auch wenn man sich wünscht, dass das neue Knie ein Leben lang hält, muss man sich bewusst sein, dass das künstliche Kniegelenk immer eine Lösung auf Zeit ist: Nicht wegen der Prothese an sich, sondern weil der Alterungsprozess fortschreitet und einen wesentlichen Einfluss auf die Stabilität des künstlichen Gelenks haben kann. Heute geht man von einer durchschnittlichen Lebensdauer einer Prothese von mindestens zehn bis fünfzehn Jahren aus. Zwar müssen Patientinnen und Patienten, die bereits in jungem Alter ein künstliches Kniegelenk erhalten haben, im späteren Leben mit einer weiteren Austausch- oder Revisionsoperation rechnen. Dies ist jedoch in Anbetracht des bemerkenswerten Fortschritts, sowohl in der Operationstechnik als auch bei der Entwicklung von neuen künstlichen Gelenken, sehr gut durchführbar. Die Lebensdauer eines künstlichen Kniegelenks kann durch viele Faktoren negativ beeinflusst werden. Diese führen schliesslich zu einer Lockerung des künstlichen Kniegelenks mit dadurch verbundenen zunehmenden Belastungsschmerzen und einer Gangunsicherheit. Dies erfordert im fortgeschrittenen Stadium eine Revision der Prothese.
Belastung
Mechanische Ursachen, die die Lebensdauer eines künstlichen Gelenks negativ beeinflussen, sind die Mehrbeanspruchung des Gelenks sowie eine Verschlechterung der ursprünglichen Verankerung des Gelenks im Knochen. Bei der Überbeanspruchung des Gelenks spielt die eigene Aktivität eine entscheidende Rolle. Je aktiver und vor allem je mehr gelenkbelastende Sportarten man ausübt, desto mehr wird die Verankerung der Unterschenkelkomponente vom künstlichen Gelenk belastet. Eine Überbeanspruchung kann auch durch eine nichtoptimale Platzierung des künstlichen Gelenks eintreten. Des Weiteren kann sich die ursprüngliche Verankerung des künstlichen Kniegelenks im Knochen entweder durch Zunahme der Osteoporose langsam oder durch einen Knochenbruch aufgrund eines Sturzes schnell verschlechtern. Beides führt zu einer Lockerung des künstlichen Kniegelenks.
Infektionen
Infektionen führen zu einer Aktivierung des Immunsystems mit Entzündung und Schwächung der Verankerung. Sie bedrohen das künstliche Kniegelenk das ganze Leben lang. Bakterien können über Wundverletzungen der Haut oder der Schleimhaut sowie durch Lungen- oder Blaseninfektionen in die Blutbahn gelangen und sich am künstlichen Kniegelenk niederlassen. Dort vermehren sie sich und führen zu einer Infektion. Das Heimtückische daran ist, dass man eine solche Infektion häufig erst nach einer längeren Zeit bemerkt. Sie manifestiert sich v. a. durch starke Schmerzen und eine Schwellung.
Allergien
Eine Allergie kann sich im Laufe des Lebens entwickeln: Das Immunsystem wehrt sich gegen das Fremdmaterial aus Edelstahl (Nickel, Chrom, Kobalt und Molybdän) oder dessen Knochenleim (Zement). Dieses führt zu einer nichtinfektiösen Entzündung des künstlichen Gelenks mit resultierender Lockerung des Gelenks.
Neu auftretende Belastungs- und Bewegungsschmerzen im künstlichen Kniegelenk, die nicht nach kurzer Zeit abklingen, sollten unbedingt durch einen erfahrenen Kniespezialisten abgeklärt werden.